Fotokunst – offene Editionen vs Limitierung

Die Reproduzierbarkeit von Fotografie: Ein Vor- oder Nachteil?

Fotokunst hat sich zweifelsfrei als eine der wichtigsten Kunstformen etabliert. So versteigerte z.B. das Auktionshaus Christie’s in New York Andreas Gurskys Rhein II  2011 für 4,3 Mio. US Dollar. Im Dezember 2014 wurde das Foto ‘Phantom‘ von Peter Lik gar für 5,3 Mio US Dollar verkauft, ein neuer Weltrekord.

Nach Einschätzung deutscher Galeristen ist Fotografie die ökonomisch drittwichtigste Kunstgattung nach Malerei und Skulptur, in Berlin wo ca. 400 Fotogalerien zu Hause sind, sehen die Kunsthändler sie sogar an zweiter Stelle. In einer Umfrage des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE) wurde dieses Ergebnis bestätigt.

Dennoch ist Fotokunst nicht unbedingt mit der Malerei oder anderen Kunstformen zu vergleichen, da sie reproduzierbar ist. Fotografie kann man seit jeher vervielfältigen. Nur durch die künstliche Verknappung der Abzüge, kommen die immer höheren Preise am Kunstmarkt zustande.

Die Vorteile limitierer Editionen

Uns stellt sich die Frage: Ist die Reproduzierbarkeit von Fotografie ein Vorteil oder ein Nachteil, weil somit Ihr Wert gegenüber anderen Kunstformen sinkt? Sollte Fotografie durch Editionen in ihrem Wert gesteigert werden?

Durch Editionen kann der Wert einzelner Bilder gesteigert werden. Wenige Künstler, wie z.B. der oben genannte Künstler Andreas Gursky, und einzelne Fotogalerien können so hohe Umsätze erzielen und sich nur durch die höheren Preise als Künstler bzw. Galerien finanzieren. Die Aufmerksamkeit, die durch die Erzielung hoher Preise am Kunstmarkt, generiert wird ist ebenso ein Vorteil, der nicht nur einzelnen Fotografen, sondern der Fotokunst als Ganzes zugute kommt.

Durch die inflationäre Menge an Bildern, die durch das Internet und die Digitalisierung der Fotografie, im Umlauf ist, kam es in den letzten Jahren zu einem Preisverfall, der die Existenz vieler Fotografen ruiniert hat. Die Limitierung der Auflage, versucht diesen Prozess entgegenzuwirken.

Die Nachteile künstlicher Verknappung

Auch, wenn heutzutage jeder glaubt, er sei Fotograf, so ist dennoch die Vervielfältigung von Fotografie ein Vorteil. Fotokunst kann so mehr Menschen zugänglich gemacht und Ihr gesellschaftlicher und sozialer Impact vergrößert werden. Es ist zu begrüßen, wenn hochwertige Fotografie nicht nur einem kleinen finanzkräftigen Kreis zugänglich ist, sondern einer breiteren Gesellschaftsschicht.

Die künstliche Verknappung erzeugt einen rein fiktiven Wert, der darüber hinaus nichts mit der Qualität des Bildes zu tun hat. Man nehme das Beispiel Lumas. Das Unternehmen, denn nichts anderes ist es, bietet seinen Kunden Bilder an, die in einer Auflage von 100 – 300 Stück verkauft werden. Der Kunde, erhält nicht nur ein schönes Bild, sondern auch die Aussicht auf eine Wertsteigerung am Kunstmarkt. Dies ist jedoch Nonsense. Denn die Editionen sind viel zu groß, als dass eine Wertsteigerung zu erzielen wäre. Fotografen erhalten bei Lumas in der Regel 11% des Printpreises. Wird eine teure Acrylglas-Kaschierung verkauft, bleibt die Beteiligung dieselbe als bei einem Print in derselben Größe. Wem also nützt hier die Verknappung? Wohl ausschließlich dem Unternehmen. Die Qualität der Fotokunst wird auch hier nicht gesteigert, vielmehr wird geschaut, was massentauglich ist.

Fazit

Fotografie ist reproduzierbar. Dieser Vorteil sollte Ihr prinzipiell nicht genommen werden. Wenn man als Kunstliebhaber aber Wert auf seltene Werke legt, sollte man darauf achten, dass die Editionen klein sind. Denn sonst sind keine Wertsteigerungen am Kunstmarkt zu erwarten. Anbieter wie Lumas betreiben hier in dieser Hinsicht Augenwischerei, auch wenn sie es geschafft haben, Fotokunst durch große Auflagen für ein breiteres Publikum erschwinglich zu machen. Die negativen Effekte, die die Digitalisierung der Fotografie und die Verbreitung durch das Internet auf die Einkommen der Fotografen hat, kann die Verknappung nicht aufhalten. Wir sind aber der Meinung, dass sich Qualität nach wie vor durchsetzen wird. Inflationäre Motive werden es schwer haben. Kreativität und Innovation wird auch in Zukunft belohnt werden, egal ob in offenen oder limitierten Editionen.